Gazmend Freitag, Erich Ruprecht, Linz, 2015
„Die Anfänge der privaten Kunstgalerien gingen auf vier junge Künstler zurück, die im Schabledergut auf dem Pöstlingberg gewohnt hatten und im Juli 1958 zum ersten Mal in Räumen in der Ottensheimer Straße 16 als Künstlergruppe Schableder ihre Werke ausstellten. Es waren die Bildhauer Josef Fischnaller und Erich Ruprechter, der Maler Engelbert Kliemstein und der Grafiker Otto Bejvl.
Ein neuer Ausstellungsort war von der rührigen Künstlergruppe ausfindig gemacht worden: Die Tanzschulräume im Hinterhof Landstraße 21, bevor dort die alten Bauten dem neuen Großkaufhaus Platz machen mussten. Die am 8. April 1960 von mir eröffnete große Ausstellung Erich Ruprechters mit farbkräftigen Landschaften, Stilleben und auch Aktbildern in Form von Triptychen, „Märchenbildern für Erwachsene“, Studienbildern usw. erregte Anstoss. „Das Erkannte wird jeweils klar und zwingend formuliert und ohne falsche Rücksichten mitgeteilt“, sagt Kliemstein in dem Miniatur-Katalog. Auf eine Anzeige hin beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft zwölf Bilder, der Pornographie-Prozess vor dem Landesgericht ging 1961 nach Freispruch von Ruprechter und Kliemstein noch in die zweite Instanz, 1962 wurde Ruprechter verurteilt, die Bilder wurden für verfallen erklärt.
Wie belastend ein derartiges Vorgehen für einen sensiblen Künstler war! Für Monate verkroch sich der Maler in der Einsamkeit seiner steirischen Heimat, eine Ausstellung in der (nach einer Häupl-Ausstellung auf der Landstraße) wieder in der Ottensheimer Straße tätigen Galerie Kliemstein im März 1961 brachte Ruprechter nur lobende Kritiken.“
DIE ANFÄNGE DER PRIVATEN KUNSTGALERIEN IN LINZ
(Dir. Dr. Georg Wacha, als Vorwort zur Publikation zum 50. Geburtstag Kliemsteins, Hofkabinett, 1984.)
http://www.hofkabinett.at/Kliemstein/index.php/die-geschichte